„Rumgeeiere“ des Verbands nervt Kirchhoff

23.03.2021

Der Trainer der Barmkerinnen wünscht sich klare Aussagen – und ein echtes Trainingsziel.

Von Jens Semmer
Quelle: Helmstedter Nachrichten vom 23.03.2021
 

Es ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen: Aufgrund der Entwicklungen der vergangenen Tage könnte es im Fußball zu einem Szenario kommen, in dem die Oberliga-Frauen des TSV Barmke als einziges Team des Kreises Helmstedt in der Saison 2020/21 noch einmal gegen den Ball treten.

 

Hamburg und Schleswig-Holstein waren vorweggeprescht, Sachsen-Anhalt hatte nachgezogen – und die Saison Corona-bedingt vorzeitig abgebrochen. Während ringsherum Einigkeit herrscht, wünscht sich der Niedersächsische Fußballverband (NFV) noch immer eine Fortsetzung der Serie. Hierfür hatte er eine Verlängerung bis zum 21. Juli beschlossen. Sowohl aus dem Bezirksspielausschuss als auch dem Bezirksjugendausschuss waren zuletzt deutliche Bedenken hinsichtlich des Festhaltens an den Plänen zur Fortsetzung geäußert worden.

 

Würden also der Bezirk und dann auch der NFV-Kreis Helmstedt den Weg des Landesverbandes nicht mitgehen und von der Landesliga abwärts die Saison abbrechen, wäre die Oberliga die einzige Spielklasse, die dem NFV unterstellt und damit an dessen Entscheidung gebunden ist. Marcel Kirchhoff, Trainer der Barmkerinnen, glaubt zwar nicht daran, dass in dieser Saison noch einmal gespielt wird. Dass dieses Szenario in der Theorie aber noch möglich ist, erzürnt ihn dennoch.

 

„Mich nervt dieses Rumgeeiere nur noch“, sagt Kirchhoff in aller Deutlichkeit. „Alle anderen Sportverbände haben abgebrochen, auch die benachbarten Fußballverbände, und sieht man sich die Entwicklung der Inzidenzwerte an, sollte eigentlich jeder wissen, was der logische Schritt ist“, erläutert er und fordert „endlich mal klare Äußerungen, damit alle vernünftig planen können.“

 

Dann könnten er und seine Spielerinnen wieder mit einem Ziel vor Augen trainieren, auch wenn dieses noch in weiter Ferne läge. „Wir stehen sonst jeden Dienstag, Mittwoch und Freitag auf dem Platz, um am Sonntag Topleistungen bringen zu können“, sagt der TSV-Trainer und fragt rhetorisch nach: „Aber jetzt – worauf sollen wir denn hin trainieren? Darauf, dass wir vielleicht, wohl aber doch nicht, irgendwann noch mal zwei Spiele bestreiten, um die Hinrunde abzuschließen?“

 

Seit Monaten hält sich sein Team mit Individualtraining fit, die Formulierungen zu den Trainingsmöglichkeiten nach den Lockerungen seien ihm „zu schwammig“ gewesen, um ein Präsenztraining anzusetzen. „Ich hätte ja nicht mal gewusst, ob ich beispielsweise Jannika Pribyl aus Gifhorn hätte anreisen lassen dürfen“, sagt Kirchhoff. Und auf „schwammig“ hat er schlichtweg keine Lust mehr.

 

Er sehe einfach nicht, dass diese Spiele noch stattfinden können – schon gar nicht, wenn den Teams nicht mindestens eine vierwöchige Vorbereitungszeit eingeräumt wird. Und sollte der NFV doch irgendwann den Abbruch beschließen, könne es nur eine Annullierung geben, denn „wendet man auf die bislang gespielten Partien die Quotientenregelung an, um Auf- und Absteiger zu erhalten, würde man den sportlichen Ehrgeiz, aus dem wir das alles machen, völlig aushebeln“, unterstreicht Kirchhoff.

 

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